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Der Russenkrieg auf Texel

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Der Zweite Weltkrieg geht im April 1945 seinem Ende entgegen. Bis zur Kapitulation der deutschen Truppen dauert es nur noch wenige Tage. Aber die letzte Schlacht auf niederländischem Staatsgebiet steht zu diesem Zeitpunkt noch bevor. Die Insel Texel wird zum Schauplatz des Georgischen Aufstands, der auf Texel auch als Russenkrieg bezeichnet wird. Auf und um den Flugplatz Vlijt wird erbittert gekämpft. Die Familie Bakker wohnt nur einen Steinwurf entfernt und verfolgt die Ereignisse.

Der Gefechtsstand auf dem Fliegerhorst Texel (St.P.IXb L.) am Postweg gehörte zu einem Bunkerkomplex, der für die deutschen Truppen gebaut worden war, die für den Ausbau und die Bewachung des Flugplatzes zuständig waren. Sie legten eine Landebahn an, errichteten neue Wirtschaftsgebäude und bauten Hangars.
Der Gefechtsstandbunker auf dem Flugplatz wurde als Bauernhof getarnt. An der nordöstlichen Fassade (Eingang) wurden drei Fenster aufgemalt.  Der Bunker hatte ein Dach, eine zusätzliche Außenmauer und auf der Südseite stand ein Holzpferd. Im Laufe des Krieges beschlossen die Deutschen, die Flughäfen entlang der Küste vorsorglich zu schließen, um Luftlandungen der Alliierten zu verhindern.

Am 26. Mai 1944 zog der Stab des 803. nordkaukasischen Infanterie-Bataillons dort ein: 78 Soldaten, 18 Unteroffiziere und fünf Offiziere. Zur Verteidigung des Komplexes standen ihnen ein schweres russisches Maschinengewehr und ein kleines Maschinengewehr zur Verfügung. In der Gegend um den Flugplatz lagen die Bauernhöfe Nieuw Breda, De Halm, Kema, Korenschoof, Ruimzicht, Maurik, Vruchtbaar Oord, Gizela, Padang, Vooruitgang, Gend, Oud Breda und Zevenbergen. Etwas weiter nördlich, den Postweg hinauf lag der Bauernhof Bland en Berg. Auf dem Hof Nieuw Breda, direkt neben dem Flugplatz, lebte die Familie Bakker: Abraham Bakker, Trijntje List, ihre Tochter Jetty (1927-2019) und ihr Sohn Albert (1930-2012). Sie kämpften im Widerstand.

Am 6. Februar 1945 wurde auf Texel das 822. georgische Bataillon stationiert, bestehend aus etwa 800 georgischen Freiwilligen und 400 deutschen Soldaten. Am 6. April 1945 kam es zum Aufstand der Georgier gegen die Deutschen. Zu Beginn verlief die Revolte wie geplant, aber der mehrfache Versuch der Georgier, die beiden deutschen Stellungen im Süden von Texel einzunehmen, misslang. Im Zuge des Georgischen Aufstands kamen 120 Einheimische, mindestens 565 Georgier und etwa 800 Deutsche zu Tode. Vor allem auf deutscher Seite ist die genaue Anzahl der Verwundeten und Gefallenen nicht bekannt; Schätzungen reichen von 420 bis 2347. Auch der materielle Schaden war beträchtlich, Dutzende Bauernhöfe auf der Insel gingen in Flammen auf, insbesondere die im Polder Eierland.