Niederlande / Vektoren der Erinnerung

Old Hickory


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Mehr als drei Monate nach der schwierigen Landung in der Normandie erreichen die Männer der 30. amerikanischen Infanteriedivision, besser bekannt unter dem Namen „Old Hickory“, am frühen Morgen des 12. September 1944 die belgisch-niederländische Grenze nahe dem Dorf Mesch an der Kreuzung Delahaut. Schulmeister Jef Warnier darf sich selbst „erster befreiter Niederländer“ nennen.

Am Abend zuvor, am Montag, den 11. September, zogen sich die deutschen Soldaten aus der belgischen Voer-Region nach Mesch zurück. Sie parkten ihre Munitionswagen auf einer Wiese hinter dem Café der Familie Van Hoven am Grijze Graaf. Sie funktionierten das Café als Notfallkrankenhaus um. Die Familie wurde aufgefordert, sich im Keller zu verstecken. Am nächsten Morgen wurden alle durch eine erschütternde Explosion aufgeschreckt. Die Ladung des Wagens war gesprengt worden.

Gewehrschüsse und Kanonendonner kamen immer näher. Die Familienmitglieder gingen auf Nummer sicher und blieben im Keller. Schulmeister Jef Warnier, der auf der anderen Straßenseite wohnte, konnte seine Neugierde nicht unterdrücken. Auch er hatte die ganze Nacht mit seiner Familie im Keller verbracht. Als es plötzlich still wurde, schaute Warnier nach und sah einen deutschen Soldaten, der die Arme in die Luft gestreckt hatte. Ein Amerikaner bedrohte ihn mit einer Waffe. Das einzige, was Warnier sagen konnte, war: „Willkommen in Holland“.

Ob Warnier der Titel „erster befreiter Niederländer“ zusteht, ist nicht ganz gesichert. Die Familie Smeets lebte auf dem Bauernhof De Muggehof am Schansweg in Laag-Caestert, einer kleinen Ortschaft südlich von Eijsden. Am 12. September, gegen 11:30 Uhr, erreichten die ersten amerikanischen Panzerwagen ihren Bauernhof. Auch die Familie Smeetsen erhebt Anspruch auf den Titel.

Noorbeek, das weiter östlich liegt, hat mehr oder weniger dasselbe gefordert: „erstes befreites Dorf der Niederlande“. Feststeht, dass Einheiten der Old Hickory-Division an diesem Tag an mehreren Orten in den äußersten Süden Limburgs vordrangen. Wo und zu welcher Zeit genau, weiß man nicht genau. Abgesehen von den Hauptverkehrsstraßen und einigen Grenzposten war die Grenze nirgends ganz genau markiert. Sie verlief unsichtbar durch Felder und Obstgärten.


Grijzegraaf 11 Mesch