Das Lokal Waalzicht – Kriegsdrama im Ooijpolder

Ende September 1944 war die Stadt Nijmegen bereits befreit, was jedoch nicht bedeutete, dass auch die umliegende Region sicher war. Gerade im Ooijpolder, der zwischen der Stadt und der deutschen Grenze liegt, mussten die Menschen viel aushalten. Die Einwohner versteckten sich tagelang in den Brennöfen der Ziegeleien, in der Hoffnung, dass die dicken Mauern sie schützen würden.

Am 28. September 1944 wurde es für Jan Janssen aus Erlecom zu gefährlich und er beschloss, mit seiner Familie zu fliehen. Er hatte einen Sohn und eine Schwiegertochter in Weurt, die die Familie bei sich aufnehmen wollten. Er machte sich um 18 Uhr mit seiner Frau und sechs Kindern, wovon eine Tochter schwanger war, auf den Weg. Es war eine schwierige und gefährliche Reise. Um nicht von der Betuwe aus beschossen zu werden, mussten die Gruppe am Deich entlang gehen. Sie mussten also Wiesen überqueren und unter Stacheldraht hindurchschlüpfen.

Zwei Stunden später sah Anna Scheers, die Besitzerin des Lokals Waalzicht, die Familie am Deich entlanglaufen und lud sie ein, sich auszuruhen und die Nacht im Lokal zu verbringen, damit sie nicht im Dunkeln weiterlaufen mussten. Die Familie nahm dieses Angebot gerne an und richtete sich im Keller des Lokals ein, wo sich bereits andere Gäste aufhielten, die ebenfalls die Nacht hier verbringen wollten.

Kurz darauf kam es erneut zu Kämpfen um die Waalbrücke. Deutsche Bomber versuchten, die Brücke in die Luft zu sprengen, während die amerikanische Flugabwehr dies zu verhindern versuchte. Ein deutscher Bomber wurde getroffen, bevor er die Brücke erreichte und kehrte um. Er warf seine Bomben über dem Ooijse Bandijk ab. Sie schlugen hinter dem Lokal ein. Bei der Explosion kamen auf einen Schlag 22 Menschen ums Leben. Nur die 21-jährige Nelly Janssen und Joke Smedts-Scheers, ein 1,5-jähriges Baby, überlebten die Katastrophe. 

Bemerkenswert ist, dass nach der Bergung der Leichen weder Eheringe noch Schmuck gefunden wurde. Offenbar hat jemand das Chaos bei der Bergung genutzt, um sich zu bereichern.