Belgien / Geschichte

Die Bresche von St. Vith


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St. Vith galt neben Eupen und Malmedy zu Recht als die kleinste Stadt der Ostkantone. Am Vorabend des Krieges hatte sie kaum 2.800 Einwohner, die ausnahmslos deutschsprachig waren. Im Dezember 1944 wurde die Stadt fast vollständig zerstört.

Für die Deutschen verlief die Einnahme von St. Vith am zweiten Tag der Offensive schnell und problemlos. Der Bahnhof sollte zur Versorgung der Einheiten der 6. Panzerarmee mit Treibstoff für den Weg zur Maas dienen. Sie hatten jedoch die Schnelligkeit der Reaktionen der Alliierten und den starken Widerstand der Amerikaner auf den Elsenborner Höhen unterschätzt. Die amerikanische 7th Armored Division von General Robert W. Hasbrouck wurde aus dem niederländischen Limburg herbeigerufen und schaffte es, innerhalb von 24 Stunden das Gebiet um St. Vith/Vielsalm zu erreichen. Sie unterstützte die angeschlagene 106th U.S. Infantry Division und verhinderte knapp die Eroberung dieser beiden Kleinstädte durch die Deutschen. Dank dieser Verstärkungen konnten die GIs sechs Tage lang die Stellung halten und das 2. SS-Panzerkorps, das zum Fluss hätte vorstoßen sollen, ablenken. Am Ende hielten rund 20.000 Amerikaner bis zum 22. Dezember gegen nicht weniger als 87.000 Deutsche aus und konnten sich geordnet in Richtung Ardennenhochland zurückziehen.

Doch die Deutschen kehrten zurück und machten der kleinen Stadt das Leben zur Hölle. Als wichtiger Kommunikationsknotenpunkt wurde sie von der amerikanischen Luftwaffe mehrmals angegriffen, vor allem am 25. und 26. Dezember. Da die alliierten Einheiten nicht weit entfernt waren, dauerte es nicht lange, bis die Artillerie eingesetzt wurde. Sie sorgte für Tod und Verwirrung, vor allem gegen Mitte Januar 1945, während der letzten Gegenoffensive. Am 23. hatten die Männer der 7th Armored Division die Ehre, die Orte, die sie einen Monat vorher noch tapfer verteidigt hatten, wieder einzunehmen. Sie konnten jedoch nur noch ein Trümmerfeld befreien. St. Vith war zu 95 % zerstört, mehrere hundert Menschen waren ums Leben gekommen, und nur ein paar Dutzend Einwohner waren noch da, um die Soldaten zu begrüßen. St. Vith war zur „tödlichsten Stadt Belgiens“ geworden.