Belgien / Geschichte

Geiselnahme von Zivilisten


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Die Zivilbevölkerung musste während der Ardennenoffensive einen hohen Preis zahlen. Zahlreiche Zivilisten wurden ermordet oder als Geiseln benutzt, eine Praxis, die schon während der Besatzung weit verbreitet war. Dies war der Fall in den vier Dörfern Jemelle, On, Hargimont und Ferrières, zwischen Rochefort und Marche-en-Famenne gelegen.

Als die Amerikaner die Offensive allmählich eindämmen konnten, wurden deutsche Truppen an verschiedenen Stellen eingekesselt. Es wurden Dörfer zurückerobert und die Alliierten rücken weiter vor. Die Straße von La Roche-en-Ardenne nach St. Vith war für die Versorgung der deutschen Truppen unverzichtbar. Am 6. Januar 1945 gelang es den Amerikanern, die Kontrolle wiederzuerlangen. Die Wehrmacht verhaftete im Rahmen einer Vergeltungsaktion alle Männer im Alter von fünfzehn bis 60 Jahren im Dorf On. Einige der 209 verhafteten Zivilisten konnten schon bald nach Hause zurückkehren, allerdings nicht ohne die Androhung von Repressalien im Falle von Sabotage. 125 von ihnen sowie etwa zwanzig Männer aus Jemelle wurden im Rathaus weiter festgehalten. Sowohl in Ferrières als auch in Hargimont wurden die Männer inhaftiert. Dann wurden alle – knapp 300 – nach Champlon gebracht. Die Geiseln wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste wurde nach Longchamps in der Nähe von Bastogne geschickt. Unter dem unerbittlichen Beschuss der amerikanischen Artillerie wurden die Männer gezwungen, Schnee zu räumen und Schützengräben auszuheben. Mehrere wurden durch alliierten Beschuss verwundet, ein Mann verlor sein Leben. Die Arbeit war zermürbend. Die Männer hungerten und froren. Ihr Leiden endete am 19. Januar. Die zweite Gruppe hatte es noch schwerer. Auch sie war dem alliierten Feuer ausgesetzt, allerdings in Deutschland, wo sie nicht weit von Prüm Gräben zu säubern hatte. Bei einem Bombenangriff wurden mehrere verwundet; vier Männer verloren ihr Leben. Ihre Befreiung durch die Amerikaner erfolgte erst am 6. Februar 1945.

Abgesehen vom Interesse am Einsatz entbehrlicher Arbeitskräfte gehörte diese Strategie eindeutig zur Absicht, die Zivilbevölkerung zu einem Zeitpunkt zu terrorisieren, an dem der Verlauf der Offensive sich zu wenden drohte und die Deutschen nach Verantwortlichen für ihr Scheitern suchten.