Belgien / Geschichte

Das Massaker von Bourcy


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In der Nacht vom 18. auf den 19. Dezember 1944 drang die 2. Panzerdivision in das kleine Dorf Bourcy, 11 km nordöstlich von Bastogne, im Bezirk Longvilly ein. Die ersten eintreffenden Wehrmachtseinheiten besetzen die Häuser, ohne Gewalt anzuwenden.

Mit der Ankunft eines Sicherheitskommandos des Sicherheitsdienstes (SD) änderte sich am 20. Dezember die Situation. Derartige Kommandos, die die kämpfenden Einheiten begleiteten, waren an verschiedenen Orten für ihre extreme Gewalttätigkeit bekannt. Die meiste Zeit bestand ihre Aufgabe darin, Patrioten ausfindig zu machen, die während der Besatzung gegen die Nazis gearbeitet hatten. Es wurde eine Namensliste erstellt, und ein deutschsprachiger Bewohner des Viertels, Armel Abinet, wurde gebeten, dem Kommando bei der Suche nach Widerstandskämpfern zu helfen. Aus Vorsicht und um Repressalien zu vermeiden, sagte der Mann, er habe niemanden erkannt, was den Zorn des SD auf ihn lenkte. Die etwa dreißig Männer des Dorfes wurden zusammengerufen und befragt.

Unter ihnen war Marcel Roland, ein Kaufmann. Er kehrte in Begleitung von Deutschen auf der Suche nach Alkohol nach Hause zurück. Unglücklicherweise wurde eine amerikanische Flagge, hergestellt anlässlich der Befreiung im September, auf dem Grundstück gefunden. Daraufhin wurden auch die Frau und die Tochter von Marcel Roland verhört. Zur gleichen Zeit wurde der Mann gefoltert und dann zu Tode geprügelt. Seine Leiche wurde vor der Gendarmerie von Bourcy gefunden. Noch drei weitere Bewohner mussten dieses Schicksal erleiden: das Ehepaar Maquet, das am Place de la Gare ein Café betrieb – das SD-Kommando richtete sie hin, bevor es ihr Haus in Brand setzte – sowie ihren Sohn. Der junge Mann, der seine geistigen Fähigkeiten nicht vollständig unter Kontrolle hatte, denunzierte einige Bewohner als Mitglieder der Résistance, ohne sich der Tragweite seiner Aussagen bewusst zu sein. Kurze Zeit später trafen ihn zwei Schüsse. Unter den Mitgliedern des Kommandos waren französische Kollaborateure, die mit der Gestapo zusammenarbeiteten. Es war dasselbe Kommando, das schon in Noville agierte, wo ebenfalls acht belgische Zivilisten hingerichtet wurden.

Das Dorf Bourcy, von den Kämpfen stark in Mitleidenschaft gezogen, wurde erst am 17. Januar 1945 befreit. Seit 1947 erinnert ein Kriegerdenkmal auch an die vier Zivilisten, die während der Ardennenoffensive getötet wurden.