Deutschland / Denkmal

Geschichtspark Zellengefängnis Moabit


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Auf dem Gelände des Geschichtsparks Zellengefängnis Moabit befand sich früher die Berliner Haftanstalt für politische Gefangene. Einige der Beteiligten am Attentat vom 20. Juli 1944 waren in dieser Haftanstalt inhaftiert.

Auf dem Gelände des Geschichtsparks Zellengefängnis Moabit befand sich früher die Haftanstalt Berlin-Moabit. Die Strafanstalt selbst wurde zwischen 1842 und 1849 als Mustergefängnis errichtet und war das erste Gefängnis mit Einzelzellen in Deutschland. Zum Zeitpunkt der Eröffnung war es eines der modernsten Gefängnisse überhaupt. Zu den berühmtesten Insassen zählen polnische Aufständische des Januaraufstands von 1863 und der bolschewistische Führer Karl Radek im Jahr 1919. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs nutzten die Wehrmacht, die deutsche Polizei und die Gestapo das Gefängnis zur Inhaftierung von Kriminellen, politischen Gegnern und Deserteuren der Wehrmacht. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurden einige der Beteiligten sowie weitere Mitglieder des deutschen Widerstands hier festgehalten. Nur wenige von ihnen überlebten den Krieg. Sie wurden in Schauprozessen unter Vorsitz des berüchtigten Nazi-Richters Roland Freisler verurteilt und von den Gestapo-Offizieren gefoltert.

Am 23. April 1945, während der Schlacht um Berlin, wurden 16 Gefangene von einem SS-Kommando im nahe gelegenen Park hingerichtet und später auf dem Kriegsgräberfriedhof Wilsnacker Straße begraben. Unter ihnen war Albrecht Haushofer, der seine berühmten „Moabiter Sonetten“ in diesem Gefängnis schrieb. Er war der Sohn von Karl Haushofer, dessen Ideen der „Geopolitik“ indirekt die expansionistischen Ansichten von Adolf Hitler beeinflussten. Das Gelände wurde zwischen dem 29. und 30. April 1945 durch die sowjetische 207. Infanteriedivision eingenommen. Das Gefängnis selbst wurde nur geringfügig beschädigt und diente anschließend als Gefängnis und Hinrichtungsstätte für die Westsektoren. Zu den zwölf Personen, die hier zwischen 1947 und 1949 hingerichtet wurden, gehörten eine Ärztin und eine Pflegerin, die am Euthanasieprogramm der Nazis beteiligt waren. Nach dem Abriss des Gefängnisses zwischen 1957 und 1958 wurde das Gelände für unterschiedliche Zwecke genutzt, bis das Gelände in den 1980er Jahren wieder als historisch bedeutende Stätte anerkannt wurde.

Im Jahr 2003 begannen die Arbeiten am Geschichtspark, der 2006 eingeweiht wurde. Die ehemaligen Gefängnismauern, Bodenreliefs, ein Nachbau einer Gefängniszelle aus Beton und die Bepflanzung erinnern an das Gefängnis, das einst an diesem Ort stand.