Niederlande / Geschichte

Ein Lkw zu viel 


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Samstag, 3. Februar 1945. Die RAF schickt ihre belgische Jagdstaffel an diesem Samstag zu bewaffneten Aufklärungsflügen über die Niederlande.

Da die Alliierten hier seit einem Monat die Luftüberlegenheit erlangt haben, zielen viele Einsätze darauf ab, die Überlegenheit zu erhalten und auszunutzen.  Neben der Überwachung bestimmter Luftraumabschnitte haben die Piloten auch die Aufgabe, gelegentlich Ziele auszuschalten. Diese Gelegenheit ließ sich das Geschwader nicht entgehen. Die zwölf Spitfires griffen am Morgen erfolgreich Bodenziele bei Gorinchem an. Im Einsatzbuch können sie mehrere Treffer auf Lastwagen, Lokomotiven und Waggons vermerken, mit Treffern von jedem Flugzeug. 

Anschließend fliegen sie etwas weiter östlich, um einen zweiten Aufklärungsflug in einem Quadranten zwischen Ommen und Zwolle durchzuführen. Wegen der Raketen, die aus dieser Region abgefeuert werden, sind sie besonders motiviert und wachsam. Da sie wissen, dass eine Überschall-V2 in der Luft nicht gestoppt werden kann, gilt ihre besondere Aufmerksamkeit den verwundbaren Nachschublinien über Schiene und Straße. Die benötigten neun Tonnen Antriebsenergie kommen in regelmäßigen Abständen in flüssiger Form per Zug in Heino an und werden dann auf der Straße nach Hessum transportiert. Ein Volltreffer auf die brennbare Fracht sorgt natürlich für ein großes Spektakel. 

Sie wissen, dass sie mit ihrer Feuerkraft sparsam umgehen müssen, denn später am Tag wird das Geschwader eine andere kleine Gruppe von Flugzeugen bei einem Bombenangriff auf die Eisenbahnbrücke von Zwolle begleiten. Leider wird einer der Piloten nicht mehr dabei sein: Auf dem Flug in Richtung Schloss Rechteren geht es ihm nicht gut. 

Als die sechs Piloten auf dem Tolhuisweg in der Nähe von Hessum House einen Lastwagen entdecken, beginnen sie mit einem Sturzflug. Die Sicht ist durch die Bäume etwas eingeschränkt, und obwohl sie im Tiefflug über die Baumkronen fliegen, geht die erste Salve über das Fahrzeug hinaus und vorbei. Beim zweiten Durchgang hoffen sie auf mehr Erfolg, aber kurz vor dem zweiten Angriff bemerken sie, dass das Flugzeug des Piloten Van de Werve fehlt.  Als einer von ihnen versucht, Funkkontakt herzustellen, bleibt es grimmig still. Als sie die zerbrochenen Baumkronen und die Trümmer unter sich beobachten, ziehen sie die unvermeidliche Schlussfolgerung. 

Im Mai 1950 wurde Léon van de Werve de Vorsselaer posthum mit dem 700. Fliegerkreuz für seine Initiative, seinen Mut und seine Ausdauer ausgezeichnet. Van de Werve ist der einzige Belgier, der jemals ein niederländisches Fliegerkreuz erhalten hat. 

Text Hugo van den Ende 
Recherche Stefan Hendriks 

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