Niederlande / Geschichte

Sjoerd de Vrij, Reporter für Radio Herrijzend Nederland.


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Am 5. Mai 1945 treffen sich der kanadische General Foulkes und der deutsche General Blaskowitz im beschädigten Hotel De Wereld in Wageningen, wo die Einzelheiten der deutschen Kapitulation ausgearbeitet werden. Auf Fotos sieht man Offiziere, aber auch Journalisten und Fotografen. Einer von ihnen ist Sjoerd de Vrij. Wer ist dieser Mann, der nach dem Treffen in seinem klapprigen Jeep zurück zu einem Radiostudio in Eindhoven fährt?

Sjoerd de Vrij ist ein Reporter bei Radio Herrijzend Nederland, einem neuen Radiosender, der erstmals im Oktober 1944 von Eindhoven aus sendete, nachdem die südlichen Teile der Niederlande befreit worden waren. Im Mai 1945 erstellt Sjoerd einen Bericht über die Kapitulation Deutschlands, die am 4. Mai auf der Lüneburger Heide in Deutschland erfolgte und die Kapitulation in Nordeuropa, einschließlich der Niederlande, markierte.

Das Treffen zwischen dem kanadischen General Charles Foulkes und dem deutschen General Johannes Blaskowitz am 5. Mai 1945 bedeutet ein konkretes Ende der deutschen Besatzung. Die Diskussionen drehen sich um die technische Umsetzung der Kapitulation: das sofortige Niederlegen der Waffen, die Verhaftung von Kriegsverbrechern, den Abzug über die Afsluitdijk, das Einstellen von Überschwemmungen usw. Neben Offizieren und Journalisten ist auch Prinz Bernhard anwesend, der trotz seiner deutschen Muttersprache den deutschen General Blaskowitz nur auf Englisch befragt.

Während Prinz Bernhard nach dem Treffen im ehemaligen Auto von Arthur Seyss-Inquart - mit dem berüchtigten Nummernschild R.K.I. (Reichskommissariat I) - nach Paleis Het Loo zurückkehrt, fährt Sjoerd de Vrij in einem maroden Jeep zurück ins Studio im Philipsgebäude in Eindhoven. Diese Stadt ist nur über Arnhem und Nijmegen erreichbar, da die Brücke über die Maas bei Hedel gesprengt wurde. Bei seiner Ankunft kommt sein Chef auf ihn zu und fragt: "Hast du einen Moment? Wir haben wichtigen Besuch. Und du musst ihnen erzählen, was du in Wageningen erlebt hast." Die wichtigen Besucher stellen sich als Königin Wilhelmina und Prinzessin Juliana heraus. Die Königin möchte alle Details des Treffens in Wageningen hören: Das Gespräch zwischen ihr und Sjoerd de Vrij dauert fast eine Stunde. Erst am Abend wird das niederländische Publikum über den Inhalt des Gesprächs in Wageningen informiert.

Nach dem Krieg spielt Sjoerd auch eine Rolle bei der Entstehung des Befreiungsfeuers, das jedes Jahr in die Niederlande gebracht wird. Im Jahr 1946 entstand die Idee in der "Lichtstadt" Eindhoven, die Befreier zu ehren: das sogenannte "Befreiungsfeuer" in Bayeux abzuholen und eine Fackel mit Radfahrern und Staffelläufern nach Eindhoven zu bringen. Bayeux liegt in der Normandie und ist die erste von den Alliierten nach D-Day befreite Stadt. Die Idee des Befreiungsfeuers stammt von Philips, dem Arbeitgeber von Sjoerd. Als Leiter des Pressebüros von Philips ist Sjoerd auch an dieser ersten Reise des Befreiungsfeuers beteiligt und sorgt für journalistische Aufmerksamkeit. Am 18. September 1946 kommt das erste Befreiungsfeuer unter großem öffentlichen Interesse in Eindhoven an. Auf dem Marktplatz übernehmen Ministerpräsident Louis Beel und Bürgermeister Kolfschoten die Fackel und entzünden das Befreiungsfeuer. Im folgenden Monat wird das Feuer nach Nijmegen und Wageningen gebracht.

Jedes Jahr wird das Befreiungsfeuer noch von Bayeux über Eindhoven nach Wageningen gebracht, wo es in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai entzündet wird, bevor es durch einen Staffellauf im ganzen Land verbreitet wird. Und so ist dies eine der ältesten Gedenk- und Feiertraditionen des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden.