Deutschland / Geschichte

Eine unabhängige Zeitung in Deutschland


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Der Januar 1945 war ein Meilenstein in der Mediengeschichte, denn Aachen erhielt als einzige deutsche Stadt eine Zeitung ohne NS-Propaganda. Die Aachener Nachrichten waren ein Testlauf für die Umerziehung des deutschen Volkes.

Nach der Befreiung Aachens im Oktober 1944 versuchten die US-Besatzungsbehörden, das Alltagsleben in der Stadt wieder in Gang zu bringen. Dazu gehörte für sie auch, dass sich die Bevölkerung wieder über eine deutschsprachige Zeitung informieren konnte.

Während also im übrigen Deutschland noch bis Mai 1945 die Propaganda der Nationalsozialisten vorherrschte, erschien in Aachen ab dem 24. Januar 1945 eine erste von der US-Besatzungsmacht kontrollierte Zeitung: die Aachener Nachrichten. Damit wurde in Aachen Mediengeschichte geschrieben. In keiner anderen deutschen Stadt wurde in dieser unmittelbaren Nachkriegszeit eine vergleichbare Lokalzeitung zugelassen.

Die Lizenz zur Herausgabe der Zeitung wurde von den US-Behörden an zwei Personen vergeben, die dem Nationalsozialismus weit entfernt waren. Neben dem Journalisten Otto Pesch fungierte der Sozialdemokrat und Drucker Heinrich Hollands als Herausgeber. Man hatte sich bewusst gegen katholische oder bürgerliche Personen entschieden, um der Stadtverwaltung zu begegnen. Es war auch klar, dass die neuen Redakteure mit ihrer Zeitung zur Entwicklung einer demokratischen Kultur beitragen sollten. Und tatsächlich kam es immer wieder zu Konflikten zwischen der Stadtverwaltung und den Aachener Nachrichten.

Dennoch blieben die Aachener Nachrichten in der unmittelbaren Nachkriegszeit die einzige in Deutschland zugelassene Zeitung. Bemerkenswerterweise durfte der Name Hollands jedoch nicht in der Zeitung erscheinen, da sein Sohn noch in der Wehrmacht kämpfte und Racheakte gegen ihn zu befürchten waren.

Theaterstraße 24-26, Aachen