Niederlande / Geschichte

Anton van der Waals, alias Joop van der Meer: Doppelagent


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Anton van der Waals versteckte sich als Joop van der Meer in einem Ferienhaus in Midlaren. Er hatte Hunderte von Widerstandskämpfern in den Tod geschickt, bot aber auch den Kanadiern seine Dienste an.

Eines der Sommerhäuser in der Nähe des Pavillons Meerzicht am Zuidlaardermeer hatte im Februar 1945 einen neuen Bewohner. Er kam mit seiner Frau auf einem Tandem an. Auf den Rücken geschnallt waren ein Koffer und ein Bündel Kleidung. Das kleine Haus „Sunny Home“ in der zweiten Reihe hinter dem Pavillon wurde ihr neues Zuhause.  

Er ließ sich Joop van der Meer nennen. Meistens sah man ihn in einem langen Mackintosh-Mantel. Er redete locker und viel, vor allem über alles, was er im Widerstand getan hatte. Offenbar störte es ihn nicht, dass es in einer Gesellschaft von Andersdenkenden ziemlich gefährlich war.  

Keiner der Anwohner wusste etwas über diesen Neuankömmling. Er plauderte gerne am See und fuhr mit Van der Wolde im Boot zum Angeln auf den See. Sein Regenmantel blieb dann an. Am Tag der Befreiung ging er mit demselben Van der Wolde ins Dorf. Auf dem Tandem wehte diesmal die niederländische Flagge. „Van der Meer" nahm an den Feierlichkeiten teil, bevor er in sein Haus zurückkehrte. Es wurde ein Abschiedsfest.  

„Van der Meer" reiste am nächsten Tag ab. Selbst seine Frau wusste nicht, wohin er gegangen war. Er hatte gesagt, er wolle nach Zuidlaren, aber an der Groningerstraat bog er nicht links nach Zuidlaren ab, sondern rechts nach Groningen. Dort meldete er sich bei den Alliierten am Petrus Campersingel, um seine Hilfe anzubieten. Mit gutem Zureden erhielt er das Angebot, für den britischen Geheimdienst zu arbeiten.  

Zur gleichen Zeit suchte der ehemalige Widerstand eifrig nach Anton van der Waals, dem Mann, der als Doppelagent Hunderte von Widerstandskämpfern verraten hatte. Diese waren in deutsche Gefangenenlager gebracht worden. Nur wenige überlebten die Geschichte. Van der Waals konnte sich Van der Meer nennen, weil er den echten Joop van der Meer im Alleingang getötet und die Leiche zersägt in einem Koffer im Wasser zurückgelassen hatte. Er lebte zu dieser Zeit auf einem Hausboot in Loosdrecht. Joop van der Meer war dort sein Bediensteter. Van der Waals brauchte dessen Ausweispapiere für eine neue Identität. 

Nach der Befreiung erschienen in den Zeitungen immer mehr Berichte über die Gräueltaten von Anton van der Waals. Die Bewohner von Meerzicht erschauderten, als bekannt wurde, dass sie mit diesem Doppelagenten Kaffee getrunken und gemeinsam geangelt hatten. Es wurde auch klar, dass er im Regenmantel die ganze Zeit eine Waffe versteckt hatte, bereit, sie zu benutzen. Das hatte er auch schon mehrfach getan, um Menschen zu helfen, ihre Identität loszuwerden. 

Van der Waals gelang es zunächst, durch seine Tätigkeit im britischen Geheimdienst nach Deutschland zu entkommen. Dort wurde er im August 1946 verhaftet. Zurück in den Niederlanden waren die Richter schnell einig: Van der Waals wurde zum Tode verurteilt. So wurde Anton van der Waals am 26. Februar 1950 im Alter von 37 Jahren von einem Hinrichtungskommando auf der Waalsdorpenvlakte hingerichtet.