Niederlande / Denkmal

Wie es schiefging am Wijsterseweg


Lesezeichen

Teilen

Routenplaner


Die niederländischen Inlandsstreitkräfte (BS) bereiteten sich darauf vor, die Kontrolle zu übernehmen, sobald die Deutschen weg waren. Waffen aus Abwürfen lagen hier und da in Depots bereit. Das war auch der Fall am Wijsterseweg. Jan Vos verwaltete dieses Depot und wusste, dass er einen Trupp BS-Leute zusammenstellen würde, sobald die Befreiung kam. Und dann ging alles schief.

1945 war der Wijsterseweg ein unbefestigter Weg, an dem in knapp 25 Jahren eine bäuerliche Gemeinde gewachsen war. Das Heideland nördlich von Hoogeveen war dort einigen Bauernhöfen gewichen, deren Bewohner sich noch ziemlich unerwartet aktiv an der Befreiung von Drenthe beteiligen sollten.

„Amherst“ war der Codename für die Aktion der französischen Fallschirmjäger in Drenthe. Es waren Männer des 3. und 4. französischen Fallschirmjägerregiments SAS. Sie mussten in Gruppen strategische Punkte hinter den deutschen Linien einnehmen und so viel Unruhe stiften, dass die Deutschen Drenthe nicht richtig verteidigen konnten. Einige Gruppen landeten nicht an der richtigen Stelle und auch die versprochenen Jeeps kamen nicht an. Infolgedessen wussten nicht alle Fallschirmjäger, was sie mit ihrem Auftrag anfangen sollten.

So kam in der Nacht vom 7. auf den 8. April eine Gruppe von Franzosen in der Nähe des Spaarbank-Waldes, westlich des Wijstersewegs, zum Stillstand. Sie konnten nicht viel ausrichten. Die Männer suchten Kontakt zu den Bewohnern des Wijstersewegs, die sie gastfreundlich aufnahmen.

Das Haus von Jan Vos wurde zum Hauptquartier. Aber damit wurden die Häuser auch zu militärischen Zielen. Die mit den Fallschirmjägern abgeworfenen Waffen wurden verteilt, und für Jan Vos war dies das Zeichen, dass die BS-Gruppe zusammengeholt werden konnte. Mehrere Niederländer, Anwohner, Untergetauchte und Interessierte, die zum Zuschauen kamen, wurden hinzugezogen, während alarmierte Deutsche im nahen Wald eine Angriffsgruppe aufbauten.

Am Nachmittag des 9. April 1945 kam es zu einem kurzen, aber heftigen Feuergefecht, bei dem die Deutschen die völlig überraschten Franzosen und BS-Männer aus dem Wald vertrieben. Das Haus von Jan Vos brannte nieder. Die französischen Fallschirmjäger zogen sich mit einigen niederländischen BS-Leuten zurück. Der Rest wurde von den Deutschen aufgegriffen. Weil die Deutschen dachten, dass bei der Familie Scholing noch Franzosen saßen, griffen sie das Haus an. Die gesamte Familie wurde getötet.

Die Gefangenen wurden auf der Landstraße durch den Spaarbank-Wald „sortiert“. Diejenigen, die mit den Franzosen gekämpft hatten oder verdächtigt wurden, dies getan zu haben, wurden mitgenommen. Sie sollten ins Lager Westerbork gebracht werden, wurden aber auf dem Weg dorthin erschossen: die ersten in Pesse, die anderen in Spier.

In Spier befindet sich ein Mahnmal mit den Namen der Toten der dortigen Hinrichtung. Am Wijsterseweg finden wir diese Namen ebenfalls auf einem Mahnmal, darunter auch die der Familie Scholing.