Niederlande / Denkmal

Heikle Entlassung aus dem jüdischen Arbeitslager Havelte


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Es ist der 5. September 1944, der Dolle Dinsdag (der närrische Dienstag). Auf dem deutschen Flugplatz von Havelte werden jüdische Arbeiter entlassen. Unter ihnen ist auch der Mathematiklehrer Hans Freudenthal. Er nimmt den Zug nach Hause nach Amsterdam. Es wird eine heftige Fahrt.

Im November 1943 beginnen die Deutschen mit dem Bau eines großen Flugplatzes in Havelte: Fliegerhorst Havelte. Er wird etwa sechshundert Hektar groß sein. Er sollte den Flugplatz Leeuwarden entlasten. 

Es werden Arbeitslager eingerichtet, darunter ein Arbeitslager für fünfhundert Juden auf der Nordseite von Havelterberg. Es wird mit Juden in Mischehen bevölkert, d. h. mit einer nicht-jüdischen Frau verheiratete Männer. 

Seit März 1944 sind sie dort tätig. Einer von ihnen ist der Mathematiklehrer Hans Freudenthal. Er schreibt fast täglich an seine Familie in Amsterdam und führt minutiös ein Tagebuch. 

Am Dolle Dinsdag werden die Männer entlassen und machen sich meist zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Zug auf den Weg nach Hause, wobei sie den Judenstern unter ihren Mänteln verstecken. Die meisten Männer beschließen - auch auf Druck ihrer Familien -, bis zur Befreiung unterzutauchen. So auch Hans Freudenthal. Dass es keine einfache Reise war, beschreibt er so: 

“5. September. Auf dem Weg dorthin nahm mich ein Auto auf, in dem bereits drei flüchtende Personen saßen und eine weitere hinzukam. Unterwegs hatte man mir gesagt, es würden keine Züge mehr fahren. Am Bahnhof [Meppel] stellte sich heraus, dass das nicht stimmte. Saß auf der Toilette bis zur Abfahrt. 915 mit friesischem Zug abgefahren. Verließen Zwolle nicht vor 1235. Dort fuhr auch ein Zug mit deutschen Zivilisten und Soldaten nach Norden mit einer Menge Flak [Flugabwehr-Kanonen]. Dieser Zug wurde später bei Dedemsvaart in Brand geschossen. 

Unser Zug 1300 fährt an der Haltestelle Wezep vorbei. Raus. In die Wälder. Ein Haufen fliegender Maschinen darüber. Gab eine ziemlich lange Chance zu fliehen. Schreckliche Schießerei. Etwa 25 Mal beschossen, mit einer großen Pause. 2 Tote, 1 Schwerverletzter, 3 Leichtverletzte. Schrecklicher Anblick. Arzt aus Oldebroek kam. Die Toten und Verwundeten waren zu nahe an der Lokomotive gewesen. Im Zug Kinderferiengruppe 50 Kinder. Frau auf einer Bahre.  

Wird es eine andere Lokomotive geben? (Sie war von 4 - 6 Schüssen getroffen worden). Wenig Hoffnung. Von dort nach Hause laufen? Tage. Nicht genug Essen. Gefangene mit 4 Gendarmen waren im Zug - Untergetauchte. Alle geflohen. Einer war schon in Beilen aus dem Zug gesprungen und entkam, weil der Gendarm auf seinen Kollegen schoss. 

1710 Lokomotive, die den alten Zug aufnimmt und den neuen Zug verlässt. 1912 bis 1926 ab Amersfoort. 

1710 Lokomotive, die den alten Zug abholt und der neue Zug fährt ab. 1912 an 1926 ab Amersfoort.  2100 Muiderpoort. Sehr voll. Wegen dieses unerwarteten Zuges kamen noch viele Leute weg. Z. B. Leute, die von Amersfoort über Utrecht nach A'dam fahren wollten und in Maarsen umkehren mussten - zerbombte Strecke unterbrochen. Auch Utrecht - Leiden und Utrecht - Den Haag unterbrochen. Die Leute waren von unserem Zug nach Oldebroek und sogar nach Nunspeet gelaufen. Einige schafften es nicht mehr zum Zug. 

In A'dam Stimmung als ob die Deutschen schon weg wären. Sie würden bei R'dam kämpfen. Landwehr schießt auf Bürger, die nach 8 Uhr auf der Straße sind". 

Autor: Wim van der Wijk