Belgien / Geschichte

Zivilisten und der Kampf um Hechtel


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Nach ihren Kämpfen um das Dorf Hechtel gaben die Briten ihm den Namen "Little Caen". Wie das normannische Caen war auch Hechtel durch die Kämpfe in Schutt und Asche gelegt worden. In dem Dorf wurden 124 Häuser zerstört, und auch die Zivilbevölkerung von Hechtel litt unter der Gewalt des Krieges. 35 Zivilisten kamen ums Leben, darunter 11, die von den Deutschen wegen des Verdachts der Hilfeleistung für die Alliierten hingerichtet wurden. Unten erzählt der 14-jährige Gerard Wuyts seine Geschichte.

7. September 1944

"Seit gestern hören wir immer wieder dumpfe Schläge und Donnergeräusche. Vater ist beunruhigt, seit der Nachricht von der Befreiung Brüssels ist es in unserem Dorf unruhig geworden. Alle scheinen in die Keller zu ziehen. Auch wir tun das. Mein Nachbar Louis, seine Schwester und seine Eltern kommen ebenfalls bei uns unter. Ich hoffe, sie sind Fans von Winnetou und Old Shatterhand, meinen Lieblingsgeschichten, die ich aus dem Haus in den Keller mitgenommen habe. Hier sitzen wir alle zusammen: mein Vater Hubert, meine Mutter Gerardine, meine Schwestern Gilberte und Magda und die Familie Pijkels."

Am 8. September

"Unser ganzes Haus steht in Flammen! Ein deutscher Lastwagen fuhr brennend ins Dorf und krachte frontal in unser Haus. Als Vater die Kellertür öffnete, sah er, dass alles um ihn herum in Flammen stand. Wir mussten um unser Leben rennen, denn die Hitze war unerträglich, ganz zu schweigen von den lauten Knallgeräuschen. Zum Glück konnten wir uns bei Tante Miet in Sicherheit bringen!"

Am 10. September

"Sie haben Vater geholt! Wir waren bei unserer Tante und ihrer Familie im Keller der Familie Kenis, als plötzlich die Tür aufging. Die Deutschen schrien etwas von Partisanen und nahmen alle Männer mit, um ihnen bei der Arbeit zu helfen. Fast hätten sie auch meinen 15-jährigen Neffen mitgenommen! Nur wenn wir tapfer in den Keller zurückgingen, würden sie zurückkommen, hatten die Soldaten gesagt. Kurz bevor ich wieder nach unten ging, sah ich Vater zurückblicken und lächeln."

Am 14. September

"Sie haben Vater gefunden. Durch einen glücklichen Zufall fand eine Frau einen Haufen Leichen unter den Trümmern des Cafés Buitenlust. Die Gendarmerie sagte, alle Männer seien dort von den Deutschen erschossen worden. Mutter fand seinen Ehering von Dr. Vrancken wieder. Die Deutschen haben Vaters Uhr gestohlen. Wenn ich jemals den Soldaten finde, der meinen Vater getötet hat, werde ich ihn verklagen. Ich muss ihn finden!"

Gerard Wuyts schrieb in den 1990er Jahren das Buch "Herbststurm über Hechtel" in dem er die Befreiung und den Verlust seines Vaters schildert.

Kamperbaan 37, 3940 Hechtel-Eksel