Niederlande / Geschichte

Die Befreiung durch die Augen von Spar-Händler Germ Waijer


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Freitag, 13. April 1945 "Die Vorzeichen der Befreiung sind da. Wo wir normalerweise rationierte Produkte am Mittag auf der Grundlage der Verteilungsliste des Tages verkaufen konnten, konnten wir heute Morgen sofort verkaufen. Die Besatzungstruppen bereiten sich auf den Rückzug vor. Einige Deutsche flohen auf gestohlenen Fahrrädern. In der Zwischenzeit holten unsere Kunden alle die Waren ab, die ihnen auf den Quittungen zugewiesen worden waren. Glücklicherweise konnten wir jeden von ihnen angemessen bedienen. Die Spannung stieg von Stunde zu Stunde, doch mussten wir noch ohne die Befreiung zu Bett gehen".

Samstag, 14. April 1945 

"An diesem Morgen die gleiche Spannung. Das Knattern der Maschinengewehre kam immer näher. Die Deutschen ließen alle Brücken in der Umgebung in die Luft sprengen. Es war ein trauriger Anblick. Alle Häuser in der Nähe der Brücken waren schwer beschädigt. Fenster und Türen waren kaputt. Viele Fassaden waren zertrümmert. Die Brücke in der Nähe von Leenis war am schlimmsten betroffen, sie wurde dreimal gesprengt. Jedes Mal wurde mehr geschossen, vor allem auf der Seite, auf der sich unser Widerstand befand.  Wir sahen mehrere Brände im Umkreis. Die Kanadier kamen näher und näher. Ich hatte das Gefühl, dass wir noch vor Sonntag befreit werden würden. Es begann bereits zu dämmern, als wir in der Ferne Jubelrufe und das Rattern der ersten alliierten Fahrzeuge auf dem Kopfsteinpflaster hörten. Ein paar verirrte Deutsche suchten auf Fahrrädern ohne Reifen oder mit unplattbaren Reifen davonzukommen. 

Sonntag, 15. April 1945  

"Wir spürten die Befreiung kommen. De Dracht war als erste frei zugänglich, am frühen Sonntagmorgen, es war fast noch Dämmerung, als die Hauptbrücke schon über den Kanal geschlagen war. So ging ich mit meinen Söhnen früh dorthin und sah die ersten Kanadier mit ihren Fahrzeugen in die Stadt einfahren. Auch eine Gruppe unserer eigenen Jungs zog singend ein: „Für Königin und Vaterland.“ Dann ist es wie im Traum!" 

"Trotzdem hieß es, wachsam bleiben, denn auch an diesem Sonntag waren die deutschen Besatzer noch nicht ganz aus der Stadt verschwunden. Um zwei Uhr nachmittags wurden die Gefangenen aus Crackstate befreit. Etwa siebzig an der Zahl. Einige von ihnen hatten vor lauter Angst und Anspannung bereits die Fenster ihrer Zellen eingeschlagen. Bäcker de Wolf aus der Begoniastraat ging hin und erlöste sie von ihrem Elend. Es flossen Freudentränen, noch im Stillen, denn die Lage war noch nicht ganz sicher.“