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Radarstation Eisbär


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Routenplaner


Im Herbst 1940 kam der deutsche Blitzkrieg zum Stillstand. In der Luft wurden die Rollen getauscht: Fast jede Nacht überquerten alliierte Flugzeuge den Kanal, um strategische Ziele zu bombardieren. Eine häufig genutzte Route führte über die niederländische Provinz Friesland. Schon bald entwickelte die deutsche Wehrmacht eine ausgeklügelte Luftabwehr, die sich wie ein Netz über die gesamte Küstenlinie spannte.

Der Zweite Weltkrieg war ein wichtiger Wendepunkt für die Luftfahrt. Zum ersten Mal wurde ein Teil des Krieges in der Luft geführt. Jagdflieger, Bomber und Fallschirmjäger waren taktische Elemente der Armee. Wer den Luftraum kontrollierte, hatte einen großen militärischen Vorteil. Zunächst waren die deutschen Flugzeuge überlegen. Als jedoch im Herbst 1940 der deutsche Blitzkrieg zum Stillstand kam, war die britische Royal Air Force (RAF) an der Reihe, Industrie, Häfen und zivile Ziele, wie Wilhelmshaven und Bremen, in Deutschland zu bombardieren. Ab 1943 wurden auch Ziele wie Berlin und Hamburg ins Visier genommen.  

Eine wichtige Anflugroute nach Deutschland führte über Friesland. Obwohl die Entwicklung der Navigationstechnik in vollem Gange war, flogen die Piloten größtenteils auf Sicht und waren auf Orientierungspunkte in der Landschaft angewiesen. Das Wattenmeer, der Abschlussdeich und das IJsselmeer waren aus der Luft deutlich zu erkennen.  

Natürlich war die Bedeutung der friesischen Anflugroute auch auf deutscher Seite bekannt. So schnell wie möglich wurden Suchscheinwerfer und Flugabwehrgeschütze installiert. Der Flugplatz in Leeuwarden war ein wichtiger Teil der Verteidigung. Von hier aus stiegen deutsche Jagdflieger auf, um die feindlichen Bomber abzufangen. 

Ab 1941 erweiterten die Deutschen die Verteidigungslinie um Radarstationen: bei dem Dorf Sondel („Eisbär“), auf Terschelling („Tiger“) und auf Schiermonnikoog („Schlei“). Die modernen Radaranlagen konnten Höhe, Geschwindigkeit und Kurs der feindlichen Flugzeuge und der eigenen Nachtjäger bestimmen. Sie waren Teil der Kammhuber-Linie, eines Luftverteidigungssystems, das sich von Norwegen bis Südfrankreich erstreckte. 

Die Verteidigungslinie war ein großer Erfolg. Viele Flugzeuge wurden über Friesland abgeschossen; jeder dritte Pilot kehrte nicht zurück. Am 16. April 1945 wurde der Betrieb der Radarstation „Eisbär“ eingestellt. Die Deutschen trommelten am Morgen dieses Tages Bauern aus der Umgebung zusammen, die bei der Räumung des Lagers der Radarstation helfen mussten. Als die niederländischen Widerstandsgruppen, die „Binnenlandse Strijdkrachten“, am nächsten Morgen in Sondel einmarschierten, lag alles in Trümmern. Radareinheiten und Gebäude waren gesprengt worden. Einen Tag später wurde das Lager Sondel einem neuen Zweck zugeführt: als Internierungslager für friesische NSB-Mitglieder und Kollaborateure.

Noorderreed 8586 GP Sondel