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Lauschangriff im Burmania-Haus


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Anfang April 1945 ist in Leeuwarden die Spannung zum Greifen nah. Die Befreiung steht unmittelbar bevor. Überall in der Stadt sieht man fliehende Deutsche und Nazi-Sympathisanten. Hauptquartiere und Archive werden geräumt, Beweismaterial vernichtet. Über angezapfte Telefonleitungen hört der Widerstand das Burmania-Haus ab ...

Während des Krieges war die Besatzungsmacht in Leeuwarden nicht zu übersehen. Regelmäßig begegnete man auf den Straßen deutschen Soldaten. Nach den Unruhen des April-Mai-Streiks 1943 wurden die zentralen Zufahrtsstraßen nach Leeuwarden mit großen Betonblöcken versperrt, sodass der Verkehr nur im Schritttempo in die Stadt gelangen konnte.

Die höchste deutsche Autorität in der Provinz, der Beautragte des Reichskommissars und Leiter des Sicherheitsdienstes (SD) Werner Ross, hatte sein Büro im alten Waisenhaus (Old Burger Weeshuis) in Leeuwarden. Der SD befand sich im Gebäude der Spaarbank am Zaailand. Als dieser Dienst am 25. Feburar 1945 ins Burmania-Haus umzog, sah der Widerstand die Gelegenheit, eine Abhöranlage zu installieren. Für die Widerstandskämpfer war es überlebenswichtig zu wissen, was dieser Geheimdienst plante.  

Mithilfe der P.T.T., der damaligen Telefongesellschaft, wurden Mikrofone installiert und vier Telefonleitungen angezapft, darunter auch die Hausleitung von SS-Hauptsturmführer Albrecht. Tag und Nacht hörte der Horchposten Gespräche und Verhöre mit. Eine spannende und harte Aufgabe. Die Verhöre im Burmania-Haus waren brutal: Neben Einschüchterung und Drohungen wurde auch Folter eingesetzt. Nach der Befreiung fand man hier einen Wassersarg, einen otschläger und Daumenschrauben. Außerdem wurden Gefangene in eine Zelle gesperrt, die so eng war, dass man sich darin nicht bewegen konnte.  

Am Samstag, den 14. April endete die Arbeit des Horchpostens. An diesem Tag war zu hören, wie der SD das Gebäude räumte. Schreibmaschinen wurden eingepackt und Stempel abgegeben. Als um 21 Uhr das Telefon klingelte, nahm niemand mehr ab. Am nächsten Morgen nahmen die „Binnenlandse Strijdkrachten“ (der Widerstand) das Burmania-Haus als Hauptquartier in Beschlag. Widerstandskämpfer verhafteten die letzten Deutschen. Am selben Tag stellte der Widerstand eine Telefonverbindung zu den Alliierten her. Die Untergrundkräfte hatten die volle Kontrolle über die Stadt. Am Sonntag, den 15. April um 12 Uhr mittags fuhren die ersten kanadischen Panzer in die Stadt. Leeuwarden wurde befreit.