Niederlande / Audiospot

Der Kleine ist noch da


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Während des Krieges irrte der jüdische Junge Levi Groenteman als Flüchtling durch die Niederlande. Er blieb nie lange an einem Ort. 1943 brachte ihn der Widerstand nach Friesland, wo er bis zum Ende des Krieges bleiben sollte.

Im Sommer 1942 waren die Juden in den Niederlanden durch verschiedene antijüdische Maßnahmen weitgehend in die Isolation getrieben worden. Nach der Ausgrenzung und diversen Verboten begannen die Nazis mit der Deportation. Bis Anfang Oktober waren fast alle jüdischen Friesen deportiert worden. Einige wenige entkamen, indem sie untertauchten. 

Obwohl die Deportationen weitgehend außerhalb der Sichtweite der „normalen“ Niederländer stattfanden, riefen sie auch Widerstand hervor. Kleine Widerstandsgruppen trafen sich und bildeten schließlich ein nationales Netzwerk zur Unterstützung von Untergetauchten. Einige Gruppen spezialisierten sich darauf, jüdischen Flüchtlingen, auch allein reisenden Kindern, zu helfen. 

Von Amsterdam aus wurden ein paar Hundert Juden auf dem Passagierschiff „Jan Nieveen“ über das IJsselmeer nach Friesland geschmuggelt. Dies war eine vergleichsweise sichere Route, als der Abschlussdeich gesperrt war und der Zug immer strenger kontrolliert wurde.  

Friesland war als relativ sichere Zufluchtsprovinz bekannt. Die hiesigen Bauernhöfe und kleinen Dörfer boten viele Verstecke und Fluchtwege. Außerdem gab es genug zu essen. Viele untergetauchte Kinder konnten sich frei bewegen und manchmal sogar zur Schule gehen. Die starke soziale Kontrolle in den Dörfern sorgte dafür, dass Verrat selten vorkam. Alle wussten, was vor sich ging, aber niemand redete. Außerdem wurde durch Mundpropaganda rasch vor deutschen Kontrollen gewarnt.  

Eines der Kinder, die sich in Friesland versteckten, war Levi Groenteman. Unter dem Decknamen Loeki van Kampen hielt er sich im Laufe der Zeit an verschiedenen Unterschlupfadressen in der Gegend um Echten auf. Hier versteckten sich während des Krieges Dutzende von Juden, weshalb Echten auch das „Jerusalem des Nordens“ genannt wurde.  

Levi, jetzt Loek Groenteman, hat den Krieg heil überstanden. Am 17. April 2009 enthüllte er in Echten das Denkmal: „Het kind is er nog“ (Das Kind ist noch da). Das Denkmal ist ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber allen Pflegeeltern in Friesland, die – nicht ohne Gefahr – Hunderte von jüdischen Kindern beschützt haben. Den Spazierweg entlang des Denkmals und über die schmalen Pfade von Echten können Sie über IZI Travel Rinne yn Frijheid herunterladen.