Deutschland / Festung

Hochbunker


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Dieser Bunker wurde 1941 gebaut und ab 1942 für den zivilen Luftschutz genutzt. Mit seiner geringen Größe und seinem ungewöhnlichen fünfeckigen Grundriss ist er ein markantes Merkmal des heutigen Straßenbildes. Zurzeit kann er nur von außen besichtigt werden.

Nach den ersten Luftangriffen auf deutsches Gebiet im Jahr 1940 wurde ein "Sofortprogramm zum Schutz der Zivilbevölkerung" aufgelegt. Dieses stufte Aachen aufgrund seiner Lage als besonders gefährdete Stadt ein. Auf dieser Grundlage begannen im Januar 1941 die ersten Arbeiten an Luftschutzbunkern. Dabei wurden Hochbunker bevorzugt, da sie weniger Kosten und Material benötigten. Aus Gründen der Tarnung sollten sich die Bunker so weit wie möglich an die umliegenden Gebäude anpassen. Mit 15 Hochbunkern, die zum Teil ringförmig um den mittelalterlichen Stadtkern gebaut wurden, war Aachen die Stadt mit der höchsten Bunkerdichte bezogen auf die Einwohnerzahl unter den untersuchten Städten im Deutschen Reich.

Der Bunker an der Ecke Scheibenstraße/Wittekindstraße, in Sichtweite des mittelalterlichen Ponttors, wurde ab 1941 nach Plänen des Finanzbauamtes errichtet. Für diesen Bau, wie auch für alle anderen Bunker im Stadtgebiet, wurden spätestens ab Dezember 1941 Kriegsgefangene eingesetzt. Sie kamen in diesem Fall aus dem Kriegsgefangenenbau- und Arbeitsbataillon 25. Ab 1942 wurde das dreigeschossige Gebäude mit fünfeckigem Grundriss als Zivilschutzraum genutzt. Aufgrund des für Bunkerbauten ungewöhnlichen Grundrisses wurden die oft polygonalen Räume um ein dreieckiges Treppenhaus gruppiert. Mit nur 250 Schlafplätzen auf einer Fläche von 655 m2 war der Bunker jedoch einer der kleinsten und zugleich teuersten Bunker dieser Art in der Stadt. Warum der Bunker trotzdem in dieser Form gebaut wurde, ist nicht dokumentiert.

Von 1946 bis 1948 diente das Gebäude als Notunterkunft für etwa 40 Familien. Später sollte das Gebäude entschottet werden (Entfernung der Schutzeinrichtungen, um es für eine zeitgemäße alternative Nutzung, z. B. als Veranstaltungsort, fit zu machen). Die Pläne und geschätzten Kosten für diese Auslagerung sind bekannt (ca. 520.000 DM), aber die Arbeiten wurden aus unbekannten Gründen nie durchgeführt.

Im Jahr 2003 wurde das Gebäude, das sich in Privatbesitz befindet, von der Stadt Aachen als Beispiel für die deutsche Architekturgeschichte unter der Naziherrschaft unter Denkmalschutz gestellt. Die Bodenbeläge, Luftschutztüren, Metalltüren zu einzelnen Räumen und einige Sanitärräume sind bis heute erhalten geblieben. Spätere Anbauten sind leicht als solche zu erkennen. Wanddurchbrüche und Abrisse in den oberen Stockwerken haben größere Räume geschaffen. Von den ursprünglichen technischen Anlagen sind die Heizungsanlage und eine Turbine der Lüftungsanlage bis heute erhalten geblieben. Das Gebäude kann in der Regel nur von außen besichtigt werden.

Wittekindstr. 1​, 52062, Aachen